2008-11-08
Es gibt mal wieder einen kleinen oder besser gesagt größeren Samstagsausflug. Wir fahren zum Shoppen und Bummeln nach Palma. Aber dieses Mal nicht mit dem Auto, sondern mit den Öffis! Das wollten wir schon immer einmal machen und schon an dieser Stelle kann man sagen: Das muss man mal gemacht haben!!! Es ist definitiv eine sehr entspannte Art des Reisens, wenn…
… wenn es nicht in Spanien wäre! Am 1. November war hier Fahrplanwechsel, und so gucken wir vorsichtshalber im Internet nach dem aktuellen Fahrplan. 0925 gehts los. An der Bushaltestelle, die wir um 0920 erreichen, dann die Ernüchterung: Der Fahrplan dort, gültig ab 1. November, sagt, die Abfahrt war um 0915! Na suuuper!!! Auf dem Rückweg, den wir gefrustet antreten, kommt uns dann der Bus entgegen! Also die Beine in die Hand nehmen und los geht’s…
Selbstverständlich haben wir den Bus bekommen und so geht es ein mal quer über die Insel!!!
Im Jahre 2003 wurde er (wieder-)eröffnet, der Bahnhof in Manacor. Es gab ihn schon mal von 1879 bis 1977, aber die Spanier haben das mit schienengeführtem öffentlichen Personennahverkehr nicht so. Das Bus-System ist perfekt, aber tauscht man Asphalt gegen Schienen ein, wird es verrückt! Das fängt bei der Metro in Palma an, die im Winter nach der Eröffnung das erste mal bis unters Dach voll Wasser gelaufen ist, deren Sanierung mehr, als der Neubau gekostet hat und natürlich auch eine 2jährige Unterbrechung des Verkehrs zur Folge hatte. Nach der Metro in Palma soll es nun auch noch in Palma, wie es sich für eine Weltstadt gehört, eine Straßenbahn geben! Bleibt nur zu hoffen, dass sie dazu gelernt haben — zumindest können in diesem Falle keine Stationen voll Wasser laufen.
Zurück zum Zug. Unnötig zu erwähnen, dass kurz nach der Eröffnung 2003 im ersten Winter diverse Hänge am Bahndamm abgerutscht sind und die Schienen unter sich begruben und deren Restaurierung Unsummen verschlungen hat. Aber selbst WENN alles reibungslos gelaufen würde, sieht man schon an der Karte unten, dass das ganze nicht funktionieren KANN: Warum muss man von Manacor aus erst nach Norden über Inca fahren? Ein Umweg, der mit Sicherheit 20-30 Minuten in Anspruch nimmt! Statt dessen hätte man von Manacor aus direkt nach Westen eine neue Strecke parallel zus Straße bauen können. So könnte man eine Menge neuer Orte mit abdecken und gleichzeitig die Fahrzeit verkürzen!
Aber es gibt ja auch positives zu berichten: die an London erinnernden Zugangssperren zum Bahnsteig. Auf der Fahrkarte (klassisches Thermo-Papier a la Kassenbon) ist ein Barcode gedruckt, den man nur in die Nähe des Lesegerätes zu halten braucht, und schon öffnen sich die Türen. Kein langes Warten, bis die Technik mal funktioniert. Das funktioniert alles reibungslos! Respekt!
Leider halten die Wagen innen nicht, was sie von außen versprechen: Von außen sehen sie mit ihrer rot-gelben Lackierung doch sehr modern aus. Innen leider weniger. Die orangefarbenen runden Deckenlampen erinnern etwas an Star Trek I. Und jedes Mal, wenn der Lockführer Gas gibt, sackt die Spannung ab und die Leuchtstoffröhren gehen aus. Und als qualitativ hochwertig kann man die Innenausstattung ohnehin nicht bezeichnen. Wenn die Polster schon nach 5 Jahren durchgesessen sind, dann kann da etwas nicht stimmen. Da sind unsere S-Bahnen in Hannover diverse Klassen besser!
Aber, und das ist wirklich ein alles wett machender Vorteil, unschlagbar ist wirklich der Preis!!! Für gerade mal 6,05 EUR kommt man mit dem Bus von Cala Ratjada nach Manacor (1 Stunde Fahrzeit) und von Manacor im Zug dann nach Palma (noch 1 Stunde Fahrzeit).
Wenden wir unseren Blick weg vom schäbigen Inneren nach draußen. Der Vorteil des Umwegs über Inca ist immerhin, dass man etwas von der Es Pla-Ebene um Sineu herum mit bekommt… Die Tour hat sich jetzt schon gelohnt!
Endstation: die Estació Intermodal (Das ist natürlich wieder Mallorquin und heißt auf spanisch Estación Intermodal — Mallorquin ist gar nicht so schwer, oder?). Die Mufu-Station mit Bahn, Metro und Bus bietet also diverse Umstiegsmöglichkeiten.
Die Pflanzen hier sind zwar gut gemeint, aber letztenendes wohl doch eher eine dauerhafte Kostenstelle, da sie weder bei dem Licht noch bei den Abgasen der Diesel-Loks lange überleben werden.
Und dass die Sache mit dem Wassereinbruch „unter Tage“ immer noch nicht ganz gelöst ist, zeigt der kleine rote Eimer. Witzig ist, wir haben es leider nicht fotografiert, dass die Fahrgäste bereits Geld in den Eimer geworfen haben…
Nur, wer mich relativ gut kennt und obendrein auch noch ‚Monk‘ (diese Fernsehserie), der versteht, warum ich an dieser Stelle sage: „ichbraucheeintuch, ichbraucheeintuch“. Mein neuer GPS-Empfänger wird auf unserer kleinen Reise intensiv getestet und irgendwie häng er sich auf, d.h., er tut nix mehr. Meine Vermutung ist, dass der Akku sich gelockert hat. Leider kann ich das nur mithilfe eines Schraubendrehers prüfen. Daniel fragt in unserer Lieblings-Hamburgeseria nach einem Schraubendreher und gibt ihn mir mit den Worten: „Vorsicht, der klebt!“ Ohja, er KLEBT. Naja, was will man schon von einem Schraubendreher erwarten, der in einer Frittenbude rumliegt?! Nach der erfolgreichen Operation bringe ich den Schraubendreher wieder zum Besitzer zurück, bedanke mich freundlich und wasche mir erstmal die Hände…
Wieder mal etwas zum Thema Technik in Spanien: Marco hat lange, wirklich lange begraucht, um zu akzeptieren, was er gesehen hat. Und dabei geht es nicht um die Weihnachtsbeleuchtung generell, die in Deutschland wahrscheinlich auch schon lange hängt, sondern ehr um die technische Realisierung: Nackte Gewinde handelsüblicher Glühlampen mit angelötetem Drahtenden direkt in einer Lüsterklemme.
Aber der Spanier ist ja auch nicht dumm: Solch eine waghalsige Schön-Wetter-Konstruktion muss natürlich auch ordnungsgemäß an das Netz angeschlossen werden, deswegen hat man selbstverständlich irgendwie mit Klemmschuhen eine Sicherung zwischengeschaltet!
Entweder haben es die Mallorquiner knallhart durchgerechnet und festgestellt, dass ihr Regen dermaßen sauber ist, dass die Leitfähigkeit gegen null geht und deswegen auf Isolationen verzichtet, oder aber sie gehen davon aus, dass es ohnehin nicht regnet. Letztere Variante ist wesentlich wahrscheinlicher, denn auch das Regenwasser-Management der Straßen zeigt, wie wir bereits sehen konnten, dass es hier seit Menschengedenken zum ersten Mal regnet!