2008-05-17
Bereits am Wochenende zuvor hat ja schon das Spektakel rund um die Burg mit dem Umzug der Gigantes y Cabezudos begonnen. Und an diesem Wochenende findet er nun seinen Höhepunkt mit einem mittelalterlichen Markt rund um und in der Burg. Im Gegensatz zu Hannover, wo solche Veranstaltungen irgendwie immer etwas gekünstelt und gezwungen wirken, ist hier alles ziemlich authentisch und irgendwie auch „normal“.
Was auf einem Mittelalter-Markt natürlich nicht fehlen darf, ist das Handwerk! Und wenn es nur kunstvolles Schnitzen von Krückstöcken ist! Da kann sich so mancher Wanderstock mit Enzian-Emblem eine Scheibe von abschneiden… In diesem Falle kann man die Künstler leider nicht bei der Arbeit beobachten.
Gewürze gibt es in Deutschland ja auch auf jedem Markt. Aber meterlange Zimtstangen sucht man dort mit Sicherheit vergeblich! Und von einem 5-Liter-Glas vom teuersten Gewürz der Welt ganz zu schweigen!
Ist man dann schließlich auf der Burg angekommen, so kommt man sich wirklich sehr mittelalterlich vor! Zahme (?) Jagdvögel aller Arten thronen auf kleinen Säulen. Natürlich alle quicklebendig, auch wenn sie einen sehr ruhigen und entspannten Eindruck machen. Man möchte sie streicheln, doch angesichts der scharfen Krallen und des spitzen Schnabels sollte man das tunlichst nicht machen. Nur der Junge (ob er wirklich weiß, was er tut???), der auf die Tiere aufpasst, scheint ein sehr inniges Verhältnis zu den Greifvögeln zu haben.
Weiter schlendert man durch die Burg vorbei an einer Teestube. Auf den ersten Blick etwas orientalisch, aber im Mittelalter waren die Mauren ja auch auf Mallorca. Von daher wird das schon so seine Richtigkeit haben…
Für mich der spannendste Weg auf der Burg: Der Wehrgang. Für Marco ehr eine Herausforderung! Letzten Sommer ist er dort noch nicht lang gegangen. Aber von hier aus hat man einfach einen prächtigen Überblick sowohl auf das innere der Anlage, als auch auf das umliegende Land!
Okay, zugegebenermaßen ist ein 75cm breiter Steg ohne seitliche Absturzsicherung nicht gerade vertrauen erweckend und Marco und Sigrun haben auch schon mal glücklicher ausgeschaut, aber das Ding hat bestimmt schon 500 Jahre gehalten und wird gerade Heute nicht kaputt gehen. Und von einem Bürgersteig fällt man ja auch nicht so einfach auf die Straße, oder?
Und noch mal etwas technisches: Wozu diese Schießscharten so alles genutzt werden können: Zack, einfach ein Keil rein und schon kann man von Außen die Wappen prima mit etwas Rödel-Draht befestigen…
Apropos Schießscharte: Von dort aus kann man auch prima den Leuchtturm von Cala Ratjada sehen, sowie das Meer rechts und links der Landzunge von Rattata.
Die Kapelle der Burg. Nicht ohne Grund haben die Veranstalter zuvor die Klöppel der Glocken gut umpolstert und verklebt. So ziemlich jeder Zweite kann dem Drang „Ob das ding auch glockt???“ nicht widerstehen und muss anfassen und probieren, ob man dem Ding nicht doch ein Tönchen entlocken kann.
An sonsten lohnt es sich durchaus auch mal, einen kurzen Blick in das Innere der Kapelle zu werden.
Wir hatten sie zuvor schon von Ferne gehört. Aber in den Gassen Capdeperas kann man schlecht sagen, woher nun genau die Musik mit den Paukenschlägen kommt. Und dann sind sie plötzlich oben auf der Burg und ziehen wieder hinab ins Dorf. Unbeschreiblich und nicht minder faszinierend, als die Osterprozessionen auf Mallorca. Die Melodie ist nahezu genau so getragen, aber doch etwas fröhlicher und lebhafter als zu Ostern.
Wie auf Volksfesten so üblich darf natürlich das Kulinarische nicht zu kurz kommen! Es gibt Rippchen (oder besser gesagt: Rippen!), Tintenfisch am Stück und gekochten Schinken, ebenfalls in der praktischen Vorratspackung. Marco entscheidet sich dann doch für die Bratwurst.
Und zum Nachtisch gibt es ein Eis! Selbstgemachtes Mandel-Eis (wir sind ja auf Mallorca!) und erstaunlich unsüß und wirklich erfrischend und Durst löschend!
War auch nicht gerade billig! Dafür kann man aber diesen Bambus-Becher samt Holz-Löffel behalten. Aber seit unserem Umzug wissen wir: So was hebt man besser nicht auf, denn wenn man es tut, benutzt man es nicht und schmeißt es beim nächsten Umzug weg! Also gleich ab in die Tonne!
So, und hier kann ich ja stundenlang zuschauen! Mallorquiner beim Körbe flechten. Erst wird ein etwa 3cm breites Band aus den Palmenblättern geflochten. Die überstehenden Enden macht dann die nächste Dame (oder Herr) mit einem Scharfen Messer ab. Und schließlich wird das Band dann zu einem Korb spiralförmig aufgewickelt und verbunden. Fertig ist das Körbchen!
Für die Rückfahrt von Capdepera nach Rattata nehmen wir die Bimmelbahn. Nie in meinem Leben hätte ich gedacht, dass ich mich da mal hinein setze. Aber wir dachten immer, dass die Bahn nur durch Cala Ratjada fährt. Aber dass sie tatsächlich ein Transportmittel von A nach B darstellt, ist uns neu. Und am heutigen Festtag zudem noch kostenlos…